Klein Bünstorfer Heide
Geschütztes Idyll und beliebtes Ausflugsziel am Stadtrand von Bad Bevensen
Am südlichen Stadtrand von Bad Bevensen liegt zwischen Ilmenau und Elbe-Seitenkanal eine der schönsten Heideflächen der Region: die Klein Bünstorfer Heide - beliebtes Wanderziel zwischen Kiefernwäldern und Talauen.
Die Klein Bünstorfer Heide ist aber auch Zeugnis für eine lange Besiedlungsgeschichte des hiesigen Raumes: Schon im Ausgang der Jungsteinzeit, aber überwiegend in der Bronzezeit (bis 1200 vor Christus), wurden die Toten mit Schmuck, Waffen und anderen wertvollen Grabbeigaben in einfachen Holz- und Steineinbauten unter Erdhügeln bestattet. Einer der größten dieser urgeschichtlichen Bestattungsplätze in der Lüneburger Heide liegt in der Klein Bünstorfer Heide. Dort sind noch heute 59 Hügelgräber zu erkennen.
August und September sind so etwas wie die fünfte Jahreszeit in der Lüneburger Heide: Meistens herrscht milder Spätsommer, die Heideflächen sind mit rosa- und lilafarbener Blütenpracht überzogen, und die Wälder stehen noch im vollen Sommerlaub.
Hier fühlt sich auch der Argus-Bläuling wohl. Der Tagfalter gehört zur Familie der Bläulinge und steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Wer genau hinsieht, entdeckt ihn in der blühenden Heide.
Die Farbe „Lila“ in der Lüneburger Heide
Die Heide hat viele Gesichter - und ist ein kostbares und seltenes Gut geworden. Wer an Heide denkt, hat vielleicht weite, lila blühende Flächen vor Augen. In Wirklichkeit macht Calluna vulgaris, die "gemeine Besenheide", den kleinsten Anteil der Fläche in unserer Heideregion aus. Wälder, Wiesen, Kartoffel- und Zuckerrübenfelder, gelber Raps und goldfarbenes Getreide bestimmen heute die Kulturlandschaft.
Die größten zusammenhängenden Heideflächen finden sich heute im 230 Quadratkilometer großen Naturschutzpark Lüneburger Heide. In der Heideregion Uelzen rund um das Mineralheilbad Bad Bevensen blühen noch sieben unterschiedlich große, heute geschützte, Heideflächen. Eine der schönsten ist die Klein Bünstorfer Heide direkt am südlichen Stadtrand von Bad Bevensen.
Im Mittelalter stieg der Holzverbrauch ins Unermessliche: Die Fachwerkhäuser für die vielen Städtegründungen, der Schiffbau, die Saline in Lüneburg, die Ziegeleien und Backöfen verbrauchten Unmengen von Holz. Auf den nährstoffarmen Rodungsflächen wuchsen lichthungrige Besen- und Glockenheide.
In dieser nährstoffarmen Umgebung fanden Heidschnucken, eine vom Mufflon abstammende Wildschafrasse aus Südeuropa, ideale Lebensbedingungen. Die Schafe naschen als Hauptnahrung Heidekraut, sie "schnucken" die Baumschösslinge und verhindern so, dass die Heide durch konkurrierende Bäume beschattet wird. Nur den Wacholder mit seinen harten Nadeln meiden sie.
Zweiter wichtiger Partner in diesem Ökosystem ist die Biene. Sie bestäubt die Millionen von Heideblüten, hätte aber ohne die Heidschnucken kaum eine Chance gegen die unzähligen Spinnennetze des Spätsommers. Die Heidschnucke zerstört beim Weiden die klebrigen Hindernisse und ermöglicht so den Bienen den ungehinderten Flug von Blüte zu Blüte.
Der wirtschaftliche Kreislauf geriet ins Wanken, als die englischen Spinnereien - bis dahin Hauptabnehmer der Wolle aus der Lüneburger Heide - lieber die weichere australische Schafwolle verarbeiteten und die Preise für Importfleisch fielen. Die Bauern schafften ihre Schafe ab. Innerhalb von rund hundert Jahren sank die Zahl der Heidschnucken von rund einer Million bis 1900 auf etwa 100.000 und inzwischen sogar auf rund 15.000 Tiere. Da die Heide nun nicht mehr "verbissen" wurde, verwilderte sie.
Weil damit auch die Bienen nicht mehr ungehindert an die Blüten fliegen konnten, wurden die Heidepflanzen nicht mehr bestäubt und der Honigertrag der Bienenvölker sank. Als dann noch der Honig als Süßungsmittel durch den billigeren Rübenzucker verdrängt wurde, und das Wachs als Beleuchtungsmittel durch das Aufkommen von Gas und elektrischem Licht an Bedeutung verlor, schafften die Bauern auch noch die Bienen ab.
Die Heide verwilderte, Birken und Seggengras breiteten sich aus, es bildete sich eine dünne Humusschicht aus Laub, Gras und absterbender Heide. Die schnell wachsenden Städte brauchten immer mehr Holz, die Holzpreise stiegen und viele Heideflächen wurden von den Bauern deshalb mit schnell wachsenden Kiefern aufgeforstet.